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Zusatzbezeichnung Geriatrie – Alles zur Facharzt-Weiterbidlung
Leon Pobuda · Zuletzt aktualisiert: 10. Februar 2023
Allgemein · 5 Min. Lesedauer
Die Zusatz-Weiterbildung Geriatrie stellt eine Ergänzung zur Facharztkompetenz dar. Dabei befasst sich die Weiterbildung mit der Vorbeugung, Erkennung, konservativen und interventionellen Behandlung und Rehabilitation von körperlichen und seelischen Erkrankungen im biologisch fortgeschrittenen Lebensalter. Die Maßnahmen dienen der Erhaltung und Wiederherstellung der größtmöglichen Selbstständigkeit der geriatrischen Patienten.
Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Geriatrie? Wie lange Dauert die Facharztweiterbildung in der Geriatrie? Welche Inhalte kommen in der Weiterbildung zum Geriater vor? Was ist ein Logbuch in der Geriatrie?
Hier erhalten Sie alle Antworten:
Weiterbildung Geriatrie: Das Fachgebiet
Die Geriatrie (oder auch Altersmedizin, Altenmedizin oder Altersheilkunde) ist die Lehre von den Krankheiten des alternden Menschen. Dabei befasst sich die verhältnismäßig junge Fachrichtung der Medizin mit den psychologischen, sozialen, präventiven, klinischen und therapeutischen Belangen der Älteren. Als interdisziplinär ausgerichtetes Fachgebiet befasst sich die Geriatrie vor allem mit Problemen aus den Bereichen Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Orthopädie, Neurologie und Psychiatrie (Gerontopsychiatrie).
Voraussetzungen der Zusatz-Weiterbildung Geriatrie
Die Voraussetzung für den Erwerb der Zusatz-Weiterbildung Geriatrie beinhaltet eine abgeschlossene Facharztausbildung. Der Erwerb ist in allen Bundesländern möglich, jedoch stellen die einzelnen Länder teilweise unterschiedliche Voraussetzungen. So wird in den meisten Ländern nur eine abgeschlossene Facharztausbildung vorausgesetzt, während die Ärztekammern in Bayern und Niedersachen eine Ausbildung in speziellen Fachrichtungen fordern.
Baden-Württemberg | Facharztanerkennung |
Bayern | Anerkennung als „Facharzt für Neurologie“, „Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin“, „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“ (auch Anerkennung als „Facharzt für Nervenheilkunde“ nach bisherigem Recht) oder einer Facharztbezeichnung im Gebiet Innere Medizin und Allgemeinmedizin (auch Anerkennung als „Facharzt für Allgemeinmedizin“ nach bisherigem Recht) |
Brandenburg | Facharztanerkennung |
Berlin | Facharztanerkennung |
Bremen | Facharztanerkennung |
Hamburg | Facharztanerkennung |
Hessen | Facharztanerkennung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung |
Mecklenburg-Vorpommern | Facharztanerkennung |
Niedersachsen | Facharztanerkennung in den Gebieten Innere Medizin und Allgemeinmedizin, Neurologie, Physikalische und Rehabilitative Medizin oder Psychiatrie und Psychotherapie oder Facharztanerkennung für Nervenheilkunde. |
Nordrhein | Facharztanerkennung |
Rheinland-Pfalz | Facharztanerkennung |
Saarland | Facharztanerkennung |
Sachsen | Facharztanerkennung |
Sachsen-Anhalt | Facharztanerkennung |
Schleswig-Holstein | Facharztanerkennung |
Thüringen | Facharztanerkennung |
Westfalen-Lippe | Facharztanerkennung |
Gehalt während der Zusatz-Weiterbildung Geriatrie
Fachärzte verdienen während ihrer Zusatz-Weiterbildung Geriatrie zwischen 6.400 Euro und 8.400 Euro (Stand: 2023). Hierbei orientiert sich das Gehalt an den jeweiligen Tarifverträgen des Arbeitgebers. Bei welchem Arbeitgeber Fachärzte am meisten verdienen und wie sie ihr Gehalt steigern können Sie hier nachlesen: Facharzt Gehalt.
Dauer der Schwerpunkt-Weiterbildung Geriatrie
Die Weiterbildungszeit für die Zusatz-Weiterbildung Geriatrie beträgt 18 Monate. Dabei muss die Facharztausbildung bei einem Weiterbildungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte gemäß § 6 Abs. 1 Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung absolviert werden.
Die Zusatz-Weiterbildung Geriatrie dauert in Vollzeit 1,5 Jahre.
Weiterbildungsordnung der Zusatzweiterbildung Geriatrie
Die Muster – Weiterbildungsordnung der Ärztekammer für die Weiterbildung zur Zusatzbezeichnung Geriatrie unterscheidet zwischen
- Zu vermittelnden kognitiven Kompetenzen & Methodenkompetenzen (Kenntnisse)
- Zu vermittelnde Handlungskompetenzen (Erfahrungen & Fertigkeiten)
Weiterbildungsinhalte der Zusatz-Weiterbildung Geriatrie
Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Geriatrie
- Demographie und Altersepidemiologie
- Biologische, psychologische, soziologische Aspekte des Alterns
- Management der Komplexität bei Multimorbidität
- Ernährungsberatung und Ernährungstherapie
- Symptomatologie und funktionelle Bedeutung von Altersveränderungen sowie Erkrankungen und Behinderungen des höheren Lebensalters
- Sexualität im Alter
Geriatrisches Team
- Anleitung eines interdisziplinären und interprofessionellen Teams bei geriatrischen Fragestellungen
- Aktivierend-therapeutische Pflege in der Geriatrie
- Multiprofessionelle Therapiekonzepte, z. B. physio- und ergotherapeutische sowie logopädische Maßnahmen
Diagnostische Verfahren
- Geriatrische Screeningverfahren
- Geriatrisches Assessment zur Erfassung und Verlaufsbeurteilung organischer, motorischer, funktioneller, emotioneller und kognitiver Funktionseinschränkungen (Richtzahl: 300)
- Tests zur Beurteilung der Mobilität und des Sturzrisikos
- Tests zur Beurteilung der Funktionalität und Performance (ATL, iATL)
- Tests zur Beurteilung der Muskelfunktion und Muskelkraft
- Tests zur Beurteilung der Kognition
- Tests zur Erfassung eines Delirs
- Tests zur Beurteilung der Emotion
- Tests zur Beurteilung des Ernährungszustandes
- Beurteilung der sozialen Situation
- standardisierte Schmerzerfassung, auch bei kognitiv eingeschränkten Patienten
- EKG (Richtzahl: 200)
- Langzeit-EKG (Richtzahl: 50)
- Langzeit-Blutdruckmessung (Richtzahl: 50)
- Orthostase-Tests (Richtzahl: 50)
- Richtungsweisende B-Modus-Sonographie des Abdomen und Retroperitoneum einschließlich Nieren und Blase
- Richtungsweisende B-Modus-Sonographie der Halsweichteile
- Durchführung von Punktionen, z. B. Pleura, Aszites, Liquor
- Dopplersonographie der hirnversorgenden und peripheren Arterien und Venen
- Echokardiographie
- Einfache Lungenfunktionsdiagnostik
- Endoskopische Verfahren, z. B. fiberoptische endoskopische Schluckdiagnostik und Anlage der perkutanen endoskopischen Gastrostomie
- Spezielle neuropsychologische Testverfahren
- Konventionelle Röntgendiagnostik des Thorax, des Abdomens und des Skelettsystems
- Schnittbilddiagnostik
Behandlung von Gesundheitsstörungen und Krankheiten
- Prophylaxe, Diagnostik, prognostische Einschätzung und Therapie bei geriatrischen Syndromen
- Ernährungsstörungen und Sarkopenie einschließlich „Sarcopenic Obesity“
- Gebrechlichkeit (Frailty)
- lokomotorische Probleme und Stürze
- verzögerte Remobilität/Immobilität und Dekubitus
- Harn- und Stuhlinkontinenz
- kognitiv-neuropsychologische Störungen einschließlich Delir, Depression und Demenz
- metabolische Instabilität einschließlich Altersdiabetes und Anämie
- Multimorbidität, Polypharmazie und verzögerte Rekonvaleszenz
- Exsikkose und Elektrolytstörung
- chronische Schmerzen
- Sensorische Einschränkungen
- Erstmaßnahmen und Indikationsstellung zur weiterführenden Therapie bei typischen Notfällen im Alter, z. B. Herzinfarkt, Lungenembolie, akute Blutung, Synkope, Schlaganfall, Epilepsie, Delir, Sturz, Fraktur
- Kardiologische und angiologische Erkrankungen im Alter
- Lungenerkrankungen im Alter
- Gastroenterologische Erkrankungen im Alter
- Infektiologische Erkrankungen im Alter
- Nephrologische und urologische Krankheiten im Alter
- Transurethraler und/oder suprapubischer Katheter
- Hämatologische und onkologische Krankheiten im Alter
- Endokrinologische Krankheiten und Diabetes im Alter
- Rheumatologische Krankheiten im Alter
- Neurologische Erkrankungen im Alter
- Psychiatrische Erkrankungen im Alter
- Alterstypische traumatologische und orthopädische Erkrankungen
- Behandlung chronischer Wunden, Wundversorgung, Indikationsstellung zur weiterführenden Therapie bei Wundheilungsstörungen
- Zahnmedizinische und kieferorthopädische Aspekte einschließlich Zahnprothetik
Pharmakotherapie
- Spezielle Pharmakokinetik und Pharmakodynamik im Alter unter Berücksichtigung von Multimorbidität und Multimedikation
- Psychopharmakotherapie
- Faktoren der Pharmakoadhärenz im Alter
- Typische Arzneimittelinteraktionen
- Management von Multimedikation, z. B. Priorisierung, „Deprescribing“
- Schmerztherapie im Alter
- Antikoagulation geriatrischer Patienten
Rehabilitative Aspekte der Therapie
- Beurteilung von Potentialen und Behinderungen nach der International Classification of Functioning, Disability and Health
- Rehabilitationsplanung und Therapieorganisation
- Sozialrechtliche Aspekte, z. B. Akuttherapie, Frührehabilitation, Rehabilitation unter Berücksichtigung ambulanter, teilstationärer und stationärer Leistungsangebote
- Beantragung von Rehabilitationsleistungen
- Einleitung von Reintegrationsmaßnahmen einschließlich Nutzung externer Hilfen
Ethische und palliativmedizinische Aspekte
- Gesetzliche Regelungen zur Durchsetzung des Patientenwillens einschließlich Betreuungsrecht, insbesondere Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Zwangsbehandlung
- Beratung zum Willen des Patienten, auch unter Berücksichtigung kognitiv-neuropsychologischer Einschränkungen
- Priorisierung evidenzbasierter Verfahren hinsichtlich Prognose, Praktikabilität und Patientenwunsch
- Symptomkontrolle bei Palliativpatienten im Alter
Konsile und Beratungen
- Hygieneberatung
- Inkontinenzberatung
- Sturzprophylaxe
- Beratung bezüglich besonderer Aspekte der Heil- und Hilfsmittelversorgung
- Gerontotechnologie
- Durchführung geriatrischer Konsile
Das Logbuch für die Weiterbildung Geriatrie
Das Logbuch ist ein verpflichtender Bestandteil für die Zusatz-Weiterbildung Geriatrie. Innerhalb des Logbuches werden alle Inhalte und Kenntnisse dokumentiert, die während der Facharztausbildung vermittelt wurden. Wenn alle Inhalte der Weiterbildungsordnung erfolgreich absolviert wurden, muss das vollständig ausgefüllte Logbuch unterschrieben bei der zuständigen Ärztekammer abgegeben werden. Das (Muster-)Logbuch für die Weiterbildung Geriatrie erhalten Sie hier.
Facharztausbildung Geriatrie
Aufgrund des demographischen Wandels ist es absehbar, dass der Anteil an über 80-Jährigen in unserer Gesellschaft in den nächsten Jahren deutlich steigen wird. Dementsprechend ist der Bedarf an Geriatern in der Medizin sehr hoch. Daher besteht neben der Zusatzweiterbildung Geriatrie auch die Möglichkeit die Facharztausbildung Innere Medizin und Geriatrie zu absolvieren. Die 6-jährige Facharztausbildung Geriatrie wird bislang jedoch nur in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt angeboten.
Weiterbildungsbefugte in der Geriatrie
Damit die Weiterbildung in der Geriatrie anerkannt wird, muss diese bei einem Weiterbildungsbefugten Arzt absolviert werden. Diesbezüglich führen die jeweiligen Ärztekammern und die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V eine Liste. Einen Überblick über die Weiterbildungsbefugten der Geriatrie sind hier zu finden.
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