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Honorararzt werden
Die Tätigkeit als Honorararzt wird bei Ärztinnen und Ärzten immer beliebter. Schätzungen zufolge arbeiten in Deutschland ca. 3.0000 – 4.000 Ärztinnen und Ärzte als Vertretungsärzte. Demnach sind ungefähr 800 Honorarärzte pro Tag im Einsatz. In diesem Zusammenhang wird davon ausgegangen, dass über 60% der medizinischen Einrichtungen den Einsatz von Honorarärzten erwägen oder bereits praktizieren. Der Trend dieser Sonderform der ärztlichen Arbeit geht klar nach oben. Welche Vor- und Nachteile für einen Honorararzt bestehen, wie man Vertretungsarzt wird und warum angestellte Ärzte in eine honorarärztliche Tätigkeit wechseln, klären wir in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Honorararzt? Die Honorararzt Definition
Ein Honorararzt ist ein Facharzt, der in medizinischen Einrichtungen zeitlich befristet freiberuflich auf Honorarbasis tätig ist. Assistenzärzte werden nicht mit einer Honorararzttätigkeit in Verbindung gebracht, weil viele arbeits- und haftungsrechtliche Fragen auftreten können.
Wo arbeitet ein Honorararzt?
Honorarärzte vertreten bisher überwiegend im Krankenhaussektor. Jedoch steigt seit einigen Jahren die Nachfrage in Rehabilitationskliniken und medizinischen Versorgungszentren.
Wie arbeitet ein Honorararzt?
Der Honorararzt arbeitet auf eigene Rechnung. Seine Vergütung muss er dementsprechend individuell mit dem Auftraggeber aushandeln.
Warum werden Honorarärzte benötigt?
In der Personalplanung von Krankenhäusern, Praxen etc. können personelle Herausforderungen entstehen. Typische Gründe, für die in solchen Situationen Honorarärzte benötigt werden, sind zum Beispiel:
- Vertretung bei (längeren) Erkrankungen
- Vertretung bei Mutterschaftsurlaub und Elternzeit
- Urlaubsvertretung
- Unterstützung bei außergewöhnlicher Arbeitsbelastung
4 Begrifflichkeiten des Honorararztes
Die honorarärztliche Tätigkeit umfasst unterschiedliche Begrifflichkeiten und Ausübungsformen. Honorarärzte sind unter anderem als Vertretungs-, Interims-, Leih- oder Notdienstärzte im Einsatz. Außerdem decken sie den Bedarf bei Flugrettungsdiensten, bei der Begleitung von Reise- oder Sportgruppen, bei Kreuzfahrten oder Großveranstaltungen. Außerdem arbeiten Honorarärzte in Gesundheitsresorts, erstellen Gutachten, wissenschaftliche Ausarbeitungen und betreuen im Bedarfsfall klinische Studien. Dementsprechend fallen unter den Begriff des Honorararztes folgende Tätigkeiten:
Vertretungsarzt
Honorarärzte sind in Deutschland überwiegend als Vertretungsarzt tätig. Ebenso wie bei der herkömmlichen Honorararzt Definition, ist ein Vertretungsarzt ein Facharzt, der in medizinischen Einrichtungen zeitlich befristet freiberuflich auf Honorarbasis tätig ist.
Kooperationsarzt
Ein Kooperationsarzt ist in der Regel ein niedergelassener Arzt, der gleichzeitig gegen Honorar in medizinischen Einrichtungen arbeitet und z.B. für Kliniken die Hauptbehandlungs- bzw. wesentlichen Leistungen erbringt.
Honorar-Belegarzt
Der Honorar-Belegarzt ist eine Art Mischform zwischen Beleg- und Honorararzt. Dabei wird der „Honorar-Belegarzt“ auf der Grundlage eines Honorararztvertrages mit dem Krankenhaus tätig. Im Gegensatz zum klassischen Belegarzt hat der Honorar-Belegarzt jedoch keinen eigenen direkten Vergütungsanspruch gegenüber den Patienten.
Konsiliararzt
Ein Konsiliararzt ist ein Arzt, der in einem unklaren Krankheitsfall vom behandelnden Arzt beratend hinzugezogen wird. Diese honorarärztliche Tätigkeit basiert auf der Einzelanforderung von Leistungen.
Honorararzt: Die Lösung für Ärzte
Als Honorararzt zu arbeiten bietet einen Ausweg aus den immer schlechteren Arbeitsumstände und einer massiven Arbeitsüberlastung. Im Durchschnitt arbeiten Ärztinnen und Ärzte ca. 56,5 Stunden pro Woche, inklusive aller Dienste und Überstunden. Über die Zeit gesehen birgt die andauernde Belastung als Arzt ein hohes gesundheitliches Risiko (z.B. Burnout), weshalb sich jeder Arzt früher oder später überlegen sollte ein Honorararzt zu werden. Denn als Vertretungsarzt bietet sich sich die einzigartige Möglichkeit seine Arbeitszeit frei einzuteilen!
Hohe Arbeitsbelastung von Ärztinnen und Ärzten
2019 führte das Institut für Qualitätsmessung und Evaluation (IQME) deutschlandweit eine Online-Befragung an rund 6.500 angestellten Ärztinnen und Ärzten durch. 74% (!) der Befragten gaben an, dass sie das Gefühl haben, dass ihre Gesundheit durch die Gestaltung ihrer Arbeitszeiten beeinträchtigt wird, z.B. in Form von Schlafstörungen und häufiger Müdigkeit. Ungefähr die Hälfte sagte, dass sie häufig überlastet seien. Jeder Zehnte bestätigte ständig über die eigenen Belastungsgrenze zu gehen. Außerdem zeigt die Studie, dass 15% der Ärztinnen und Ärzte durch ihre Arbeit bereits so stark belastet waren, dass sie sich in eine ärztliche bzw. psychotherapeutische Behandlung begeben mussten.
8 Gründe warum Ärzte als Honorararzt tätig sind
Der Bundesverband der Honorarärzte (BV-H e.V.) führte eine Mitgliederbefragung durch, in der es darum ging herauszufinden, warum Ärzte als Honorarärzte tätig werden. In der Auswertung zeigten sich 8 Gründe:
- Unzufriedenheit mit den derzeitigen Strukturen im Gesundheitswesen
- Autonome Zeitgestaltung
- Gefühl von Unabhängigkeit
- Höhere Wertschätzung
- Abwechslung im Berufsalltag
- Entlastung von administrativen Aufgaben
- Bessere Vereinbarkeit mit Familie und Beruf
- Zuverdienst
Die Ergebnisse zeigen, dass Honorarärzte mit den derzeitigen Strukturen im Gesundheitswesen unzufrieden sind und sich eine bessere Work-Life Balance wünschen.
Die Vor- und Nachteile als Honorararzt
Vorteile als Honorararzt
✓ Freie Gestaltungsmöglichkeiten
✓ Eigenständige Festlegung der Arbeitszeiten
✓ Vermeidung von Überstunden und Nachtschichten
✓ Entlastung von administrativen Aufgaben
✓ Höhere Wertschätzung
✓ Bessere Work-Life-Balance
✓ Einblicke in verschiedene Abläufe & Strukturen
✓ Höherer Stundenlohn
Als Honorararzt haben Ärzte die Möglichkeit sich ihre Arbeitszeit frei einzuteilen. Sie entscheiden unter welchen Bedingungen sie arbeiten. So haben Vertretungsärzte zum Beispiel die Freiheit nur 3x die Woche ohne Nachtschicht zu arbeiten und könnten sogar mehrere Wochen oder sogar Monate eine Pause einlegen. Weiterhin entfallen größtenteils administrative Aufgaben. Somit erhalten Honorarärzte Kontrolle über ihre Work-Life-Balance. Außerdem können Honorarärzte eine höheren Stundensatz verlangen, als wenn sie fest in einem Krankenhaus oder einer Praxis angestellt wären. On top erhalten Honorarärzte vielseitige Einblicke in die Abläufe und Strukturen verschiedener Arbeitgeber.
Nachteile als Honorararzt
✗ Eigenständige Akquise von Auftraggebern
✗ An & Abmeldung Ärzteversorgung
✗ Abschließen von Versicherungen
Da ein Honorararzt freiberuflich tätig ist, muss er selbst dafür sorgen, dass er Aufträge erhält. Somit ist der Vertretungsarzt seines eigenes Glückes Schmied. Bleiben die Aufträge aus, verdient der Honorararzt logischerweise kein Geld. Weiterhin müssen sich Honorarärzte bei einer befristeten Anstellung bei der zuständigen Ärzteversorgung für die verschiedenen Dienste An- und Abmelden. Des Weiteren ist eine zusätzliche Berufshaftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung zu empfehlen.
Honorararzt werden – Wie finde ich die passende Arbeit?
Grundsätzlich gibt es zwei Wege, die einander nicht ausschließen, um als Honorararzt zu arbeiten. Entweder sucht man jedes Mal eigenständig nach Diensten oder man arbeitet mit einer Honorararztvermittlung zusammen. Die besten erfolge erzielen Honorarärzte in der Regel, wenn sie beide Wege bestreiten.
Bei der eigenständigen Suche, muss der Honorararzt für seine Dienste Akquise betreiben und die Kliniken und Praxen eigenständig kontaktieren. Dabei gilt jedoch zu beachten, dass Stellenangebote für Honorarärzte oftmals nicht ausgeschrieben sind.
Der große Vorteil von Honorararztvermittlungen ist, dass die Agenturen über ein deutschlandweites Netzwerk im Gesundheitswesen verfügen. Dadurch sind Vermittlungsagenturen in der Lage ihren Ärzten individuelle Honorararzttätigkeiten zu unterbreiten. In der Zusammenarbeit mit einer Honorararztvermittlung werden die Ärzte bei der Agentur im Sinne einer Arbeitnehmerüberlassung angestellt.
Der Verdienst als Honorararzt
Betrachtet man das Netto-Einkommen von einem Honorararzt, so verdient dieser das 2-3-Fache von einem angestellten Arzt. Dabei fällt die Entlohnung je nach Berufserfahrung, Fachrichtung und Arbeitsort höher oder niedriger aus. Zusätzlich kommt es auf das Verhandlungsgeschick des Arztes oder der dahinterstehenden Honorararztvermittlung an. Wie viel genau ein Honorararzt verdienen kann, erfahren Sie hier: Honorararzt Gehalt.
Honorararzt Statistiken
Statistiken vom Bundesverband der Honorarärzte zeigen, dass der durchschnittliche Honorararzt 14 Jahre als Facharzt gearbeitet hat, bevor in eine honorarärztliche Tätigkeit wechselt. 76% Ärztinnen und Ärzte arbeiteten zuvor im Krankenhaus, 20% in einer Praxis. Das Verhältnis zwischen hauptberuflich und nebenberuflich tätigen Honorarärzten liegt bei 50% / 50%. Hauptberufliche Honorarärzte sind überwiegend im Krankenhaus (76%) vertreten. Ein Fünftel arbeiten als Praxisvertretungen. Bei den nebenberuflichen Honorarärzten sieht die Verteilung anders aus. Hier helfen fast die Hälfte (46%) in einem Krankenhaus aus. 32% übernehmen Schichten im Notarztdienst.
Leon Pobuda
Geschäftsführer von Approbatio
Personalpsychologe (M.Sc.)
Herr Pobuda studierte in Göttingen Psychologie mit den Schwerpunkten Personalpsychologie und Gesundheits- und Sportpsychologie. Innerhalb seiner wissenschaftlichen Arbeit erforscht er das Führungsverhalten von Ärzten. Hauptberuflich ist Herr Pobuda Geschäftsführer der Personalberatung für Ärzte „Approbatio“.
Quellen:
- MB-Monitor 2019. Institut für Qualitätsmessung und Evaluation (IQME). Marburger Bund.
- Bundesverband der Honorarärzte (BV-H e.V.)
- Bundesärztekammer & Kassenärztliche Bundesvereinigung (2011). Honorarärztliche Tätigkeit in Deutschland. Positionsbestimmung der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
Autor: Leon Pobuda
Position: CEO von Approbatio
Aktualisiert: 20.01.2022
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