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Chefarzt werden – Wie wird man Chefarzt?

Als Chefarzt werden Ärzte in Krankenhäusern bezeichnet, die eine leitende Position einnehmen. Dabei ist der Chefarzt in der Hierarchie über dem Oberarzt angesiedelt und nur der Ärztliche Direktor besitzt die Weisungsbefugnis über den Chefarzt. Mit der Position des Chefarztes gewinnt der Arzt ein hohes Maß an Selbstbestimmung und Anerkennung sowie eine außerordentliche gute Bezahlung. Kein Wunder also, dass viele Ärzte das Ziel haben Chefarzt zu werden. Doch wie wird man Chefarzt?

Chefarzt werden
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Autor: Leon Pobuda

Position: Geschäftsführer von Approbatio

Aktualisiert: 01.08.2021

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Chefarzt werden → Der Verlauf der Karriere

Um Chefarzt zu werden, benötigt es vor allem Zeit. Zeit in der, der Arzt verschiedene Karrierestufen durchläuft. Welche das sind, gucken wir uns genauer an:

Wie wird man chefarzt?

1. Medizinstudium (6 Jahre)

Aller Anfang ist schwer. Damit man überhaupt Chefarzt werden kann, muss man Medizin studieren. Jedoch kann nicht jeder Medizin studieren. Je besser die schulischen Leistungen waren, desto bessere Chancen hat man, um für das Medizinstudium zugelassen zu werden. Entscheidend hierfür ist der Numerus Clausus (NC). In allen Bundesländern wird überwiegend ein Notendurchschnitt von 1.0 bis 1.2 vorausgesetzt. Alternativ besteht jedoch auch die Möglichkeit über das Losverfahren oder durch Wartesemester zum Medizinstudium zugelassen zu werden.

Insgesamt dauert das Medizinstudium in der Regelstudienzeit 6 Jahre. Dabei gliedert sich das Studium in drei Abschnitte: Vorklinik (2 Jahre), Klinik (3 Jahre) und Praktisches Jahr (1 Jahr). Bei Interesse können Medizinstudenten soagr während des Studiums ihre Doktorarbeit schreiben.

2. Arzt in Weiterbildung (4-6 Jahre)

Im Anschluss an das Medizinstudium muss der Mediziner seine Approbation beantragen, damit er den Berufstitel „Arzt“ tragen darf. Die Approbation wird ebenfalls benötigt, um sich „Doktor der Medizin“ nennen zu dürfen, sofern die Doktorarbeit erfolgreich abgeschlossen wurde.

Sofern der Mediziner seine Approbation erhalten hat beginnt er seine Facharztausbildung als Arzt in Weiterbildung. Dabei kann sich der Arzt zwischen ca. 50 verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten (z.B. Innere Medizin, Chirurgie, Anästhesie etc.) entscheiden. Je nach Fachrichtung dauert die Ausbildung zum Facharzt 4 – 6 Jahre. Im Anschluss an die Ausbildung erfolgt eine Facharztprüfung. Wird diese erfolgreich absolviert, darf sich der Assistenzarzt fortan Facharzt nennen.

3. Facharzt (mehrere Jahre)

Mit der Facharztreife wählen Ärzte meisten zwischen zwei Optionen:

  • Niederlassung mit einer eigenen Praxis oder
  • Karriere als Ober- bzw. Chefarzt

Fachärzte, die der Klinik treu bleiben, nehmen zunächst oft die Position eines Stationsarztes ein. Somit gewinnt der Facharzt stückweise an Verantwortung, da er eigenverantwortlich für seine Station zuständig ist. Auf der Station führt er die Untersuchung der Patienten durch, entscheidet welche Medikation die Patienten erhalten und erstellt die Behandlungspläne.

 Wie lange ein Facharzt benötigt, um in der Krankenhaushierarchie zum Oberarzt aufzusteigen, ist von verschiedenen Faktoren abhängig, wie zum Beispiel der Eignung, dem Personalmangel, Angeboten von anderen Krankenhäusern etc. Hinsichtlich der Eignung ist es sinnvoll eine Zusatzweiterbildung oder sogar einen zweiten Facharzttitel zu erlangen.

4. Oberarzt / Leitender Oberarzt (mehrere Jahre)

Als Oberarzt steht der Arzt in der Hierarchie über dem Assistenzarzt, Facharzt und Stationsarzt. Dabei übernimmt der Oberarzt vorwiegend Leitungs- und Führungsaufgaben. Aufgrund seiner fortgeschrittenen Kenntnisse übernimmt er die Verantwortung für eine oder mehrere Stationen oder Funktionseinheiten innerhalb seiner Institution. Die Hauptaufgabe vom Oberarzt besteht darin, seinen Bereich zu überwachen und zu koordinieren. Außerdem ist er für die Ausbildung der Assistenzärzte in seinem Bereich zuständig und beaufsichtigt die Fachärzte.

 Zwischen dem Oberarzt und dem Chefarzt gibt es oftmals noch den Leitenden Oberarzt. Zu seinen Aufgaben zählt zusätzlich die ständige Vertretung vom Chefarzt. Dabei vertritt der Leitende Oberarzt seinen Chefarzt in der Gesamtheit seiner Dienstaufgaben vertritt.

Als Oberarzt verbringt man meist mehrere Jahre, ehe eine Chefarztposition vorstellbar ist. In der Zwischenzeit sollte der Oberarzt sein berufliches Profil schärfen. Dabei muss ein Chefarzt heutzutage nicht mehr nur ein hervorragender Arzt sein, sondern auch eine gute Führungsperson und ein Manager, der auch die finanziellen Aspekte der Klinik leiten kann.

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Chefarzt werden → Das Anforderungsprofil

Damit ein Arzt überhaupt in Betracht gezogen wird, Chefarzt zu werden, muss er alle zuvor beschriebenen Karrierestufen bis zum (Leitenden) Oberarzt durchlaufen haben. Somit muss der angehende Chefarzt über eine entsprechend weitreichende und langjährige Berufserfahrung verfügen. Jedoch reicht Berufserfahrung alleine nicht aus. Denn es gibt viele Ärzte, die mit dem entsprechenden Alter über die notwendige Berufserfahrung verfügen. Zeitgleich gibt es jedoch nur sehr wenige Chefarztstellen. Um ein Chefarzt zu werden, muss man also aus der Masse herausstechen. Ein guter und erfahrener Mediziner ist nicht gleichzusetzen mit einem guten Chefarzt. Hierfür werden weitere Kompetenzen benötigt. Denn der Chefarzt ist Manager und Mediziner zugleich.

Anforderungen, um Chefarzt zu werden

Fach- und Methodenkompetenz

Der Chefarzt muss über das entsprechende Fachwissen seiner medizinischen Fachrichtung verfügen. Dabei gilt als Mindestanforderung der Facharzttitel. Eine zusätzliche Facharzt-, Schwerpunkt- oder Zusatzbezeichnung ist jedoch von Vorteil. Neben dem Fachwissen muss der Chefarzt über fachübergreifende Kenntnisse verfügen. Hierunter fällt unter anderem das betriebswirtschaftliche Wissen. Diese Kenntnisse müssen sich auch im unternehmerischen Denken und Handeln widerspiegeln, um die Profitabilität der Klinik beizubehalten oder sogar zu steigern. In diesem Zusammenhang wird auch das Fachwissen bezüglich der medizinischen Digitalisierung immer wichtiger. Um eine Klinik weiterzuführen, auszubauen oder zu reorganisieren, wird ein systematisch-methodisches Vorgehen benötigt. Damit ist gemeint, dass der Chefarzt Probleme und Aufgaben, mit einer planvoll vorgehenden Analyse bewältigt. Zudem muss der Chefarzt organisatorische Aufgaben aktiv und erfolgreich bewältigen können und die Fähigkeit besitzen, Sachverhalte zutreffend zu beurteilen. Beispielsweise muss der Chefarzt kritische Situationen bei der Behandlung von Patienten richtig einschätzen. Außerdem ist der Chefarzt ein Mentor für seine untergeordneten Mitarbeiter und besitzt die Verantwortung sein Wissen und seine Erfahrungen erfolgreich zu transferieren.

Persönliche Kompetenz

Betrachtet man das psychologische Fünf-Faktoren-Modell, dann muss der Chefarzt von seiner Persönlichkeit überaus Gewissenhaft und emotional Stabil bzw. Stressresistent sein. Er muss kooperativ und empathisch aber zeitgleich auch egoistisch sein, um die Interessen seiner Klinik zu vertreten. Je nachdem welche Ziele das Krankenhaus verfolgt kann eine aufgeschlossene Person für neue Erfahrungen hilfreich sein, um eine Klinik umzustrukturieren oder neu aufzubauen. Weiterhin ist eine gewisse Extraversion (z.B. gesprächig, bestimmt, aktiv, energisch, dominant, enthusiastisch) von Vorteil.

Das Führungsverhalten des Chefarztes sollte durch eine Mitarbeiterorientierung gekennzeichnet sein, mit dem Ziel die Mitarbeiter optimal zu fördern. Gerade bei Ärzten ist die Weiterbildungsmöglichkeit ausschlaggebend für die Arbeitszufriedenheit. In diesem Zusammenhang sollte der Chefarzt die Fähigkeit besitzen, persönlicher Verantwortung zu übertragen, sprich zu delegieren. Weiterhin muss der Chefarzt seine eigenen Fähigkeiten reflektieren können und eine selbstständige Arbeitsweise vorweisen. Außerdem muss der Chefarzt die vier ethischen Prinzipien ethischen Handelns der Medizin befolgen und die wichtigen Werte der Unternehmenskultur leben.

Sozial-kommunikative Kompetenz

Um Chefarzt zu werden, muss man des Weiteren teamfähig sein und sich auf Gruppenprozesse einlassen können. Er muss seine Mitarbeiter motivieren und ein gut funktionierendes Team aufbauen. In diesem Zuge muss der Chefarzt auch als Vermittler in Konfliktsituationen auftreten. Dabei muss er die Fähigkeit besitzen, die Konflikte von Teammitgliedern oder anderen Chefärzten etc. unvoreingenommen schlichten zu können.

Weiterhin muss der Chefarzt in der Lage sein, andere Personen (z. B. Mitarbeiter, Patient etc.) oder sein Team zur selbstständigen Lösung von Herausforderungen zu befähigen. Eine Fähigkeit, die beim Chefarzt nicht fehlen darf, ist die Kommunikationsfähigkeit. Denn ein Chefarzt muss erfolgreich kommunizieren können. Dazu gehört, dass der Chefarzt seinen Gegenüber wertschätzt und auf seine Argumente sachlich eingeht. Außerdem muss er sich verständlich ausdrücken können und anderen mit seinen Argumenten überzeugen.

Chefärzte, die mit einem transformationalen Führungsstil führen, haben einen positiven Einfluss auf die untergeordneten Ärzte. In meiner Studie mit fast 450 Ärztinnen und Ärzten konnte ich zeigen, dass Ärztinnen und Ärzte weniger Stress und mehr Ressourcen zur Verfügung haben, wenn sie transformational geführt werden. Außerdem sind die Mitarbeiter besser an das Krankenhaus gebunden – sie bleiben, weil sie es wollen und nicht, weil sie es müssen.

Wie wird man Chefarzt?

Was muss man machen, um Chefarzt zu werden? Um Chefarzt zu werden, muss man sich auf vakante Chefarztpositionen bewerben. Jedoch muss der angehende Chefarzt die Mindestanforderungen (Berufserfahrung & Facharzttitel) erfüllen, um zumindest in Betracht gezogen zu werden. Generell gilt: Je besser der Bewerber das Anforderungsprofil erfüllt, desto bessere Chancen hat er genommen zu werden.

Wer unbedingt Chefarzt werden will, der muss örtlich flexibel sein. Denn es gibt nur wenige Stellen und viele Bewerber, sodass eine Chefarztstelle in der Wunschregion oftmals mit langen Wartezeiten verbunden ist. Grundsätzlich sind die Anforderungen an einen Chefarzt und die Konkurrenzlage in städtischen Gebieten höher, als in ländlichen Regionen. Daher sollten angehende Chefärzte die Option in Betracht ziehen, die erste Chefarztstelle in einem ländlicheren Krankenhaus anzutreten.

Da Ärzte und vor allem Chefärzte sehr gut in ihrer Berufsgruppe vernetzt sind, stellt die Bewerbung als (Leitender) Oberarzt in einem Krankenhaus immer eine Gefahr da. Denn durch die stille Post ist es recht Wahrscheinlich, dass der eigene Chefarzt Wind von den Wechselabsichten bekommt. Unter anderem deshalb und wegen der größeren Erfolgschancen bewerben sich Ärzte bei einem Headhunter, um eine Chefarztstelle zu erhalten.

Leon Pobuda

Geschäftsführer von Approbatio
Personalpsychologe (M.Sc.)

Herr Pobuda studierte in Göttingen Psychologie mit den Schwerpunkten Personalpsychologie und Gesundheits- und Sportpsychologie. Innerhalb seiner wissenschaftlichen Arbeit erforscht er das Führungsverhalten von Ärzten. Hauptberuflich ist Herr Pobuda Geschäftsführer der Personalberatung für Ärzte „Approbatio“.