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75 Jahre Niedersachsen – Wahrzeichen Hannovers

Am 1. November feiert unser schönes Niedersachsen seinen 75. Geburtstag. Grund genug um mal einen genaueren Blick auf die wahrscheinlich beste Landeshauptstadt Deutschlands zu werfen. In diesem Artikel werden wir uns mit den interessantesten Wahrzeichen Hannovers beschäftigen. Ob Maschsee, das neue Rathaus, die Nanas oder Hannovers Kioskkultur. All diese Sehenswürdigkeiten machen Hannover auch über Niedersachsens Landesgrenzen bekannt. Wie sind sie entstanden und warum sind sie auch politisch so relevant für uns? 75 Jahre Niedersachsen – Eine digitale Stadtführung mit den politisch interessantesten Wahrzeichen Hannovers.
Inhaltsverzeichnis

Bildquelle: Eigene Bearbeitung
Die Nanas: Hannovers buntestes Wahrzeichen im Fokus
Im Jahr 1974 stellte die Stadt Hannover drei ebenso bunte wie kontroverse Objekte der französisch- schweizerischen Künstlerin Niki de Saint Phalle auf. Sie wurden zum Grundstein der späteren Skulpturenmeile in Hannover und gaben den Anstoß zu einer intensiven Disskusion über Kunst im öffentlichen Raum. Die drei „drallen Damen“ gehören heute zu den beliebtesten Fotomotiven der Stadt.
Proteste
Das war allerdings nicht immer so. Kurz nachdem „Sophie“, „Charlotte“ und „Caroline“ an Hannovers Leineufer aufgestellt wurden, kam es bereits zu ersten Protesten. Die voluminösen Skulpturen würden ihre ausladenden Kurven zur Schau stellen und so Autofahrer ablenken. Besorgte Bürger sammelten in einer Petition zur Entfernung der Nanas fast 20.000 Unterschriften.

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Streitschlichtung
Die Schöpferin der drei farbenfrohen Kunstwerke zeigte sich überrascht, schließlich waren die Nanas nach Historischen Vorbildern benannt und sollten für Weiblichkeit, Selbstbestimmung und Lebensfreude stehen.
Schlussendlich konnte der Streit zwischen Befürwortern und Gegnern der drallen Damen mehr oder weniger demokratisch beigelegt werden und zwar buchstäblich mit einem Tauziehen. Wie wir alle wissen strahlen die Nanas immer noch über Niedersachsens Landeshauptstadt, somit sollte klar sein wer hier gewonnen hat.
Die Nanas als historische Vorbildfunktion:
Caroline Lucretia Herschel
Caroline Lucretia Herschel war eine deutsche Astronomin und wurde in Hannover geboren.
Sie war die erste Frau, die in der Astronomie Anerkennung fand. Diese gewann sie für die Verfassung eines Ergänzungskatalogs zu Flamsteeds Atlas, der 561 Sterne umfasste.
Als “Gehilfin” ihres Bruders Wilhelm Herschel bezog sie zu Anfang ihrer Karriere das erste Gehalt für wissenschaftliche Tätigkeiten als Frau. Zuvor arbeitete sie als Haushaltskraft und erfolgreiche Sängerin.
Später wurde sie als Mitglied der Königlichen Irischen Akademie der Wissenschaften anerkannt und ein Mondkrater wurde nach ihr benannt.
Quellen
Charlotte Buff-Kestner
Charlotte Buff-Kestner war Goethes Geliebte, jedoch war sie zu dieser Zeit bereits an ihren zukünftigen Mann Johann-Christian-Kestner vergeben. Dennoch inspirierte sie Goethe zu seinem Roman “Die Leiden des jungen Werthers”, welcher einschlug wie ein Blitz.
Werther galt für die Menschen zu dieser Zeit als Idolfigur.
Charlotte brachte in 27 Ehejahren 12 Kinder zur Welt.
Ihr Sohn August wurde unter dem Namen der romänische Kestner berühmt. Seine Sammelleidenschaft führte später zur Gründung des Kestner-Museums neben dem neuen Rathaus.
Quellen
Sophie von der Pfalz (Sophie von Hannover)
Sophie von der Pfalz wurde in Den Haag geboren und wuchs nach englischer Tradition getrennt von ihren Eltern in einem Nursery Palace auf. Im Alter von 11 Jahren begab sie sich zunächst an den Hof ihrer Mutter und wurde später im Alter von 28 Jahren mit Herzog Ernst August verheiratet. Durch die Heirat wurde sie im Verlauf der Ehe zur Herzogin von Braunschweig und Lüneburg und Kurfürstin von Braunschweig-Lüneburg.
Für die mitteleuropäische Adelsgesellschaft war Sophie von der Pfalz gern gesehen und ein sehr beliebter Gastgeber. Ihre Karnevalfeiern in Hannover versammelten den Adel aus ganz Mitteleuropa für mehrere Wochen.
In Zusammenarbeit mit Gottfried Wilhelm Leibniz strebte sie die Vereinigung der christlichen Religionen an, damit man sich nicht mehr fragen müsse, wer welcher Religion angehört, sondern wer Gutes oder Böses getan hat.
Durch den Act of Settlement war sie ab 1701 als geborene Stuart die designierte Thronfolgerin der britischen Monarchie, womit festgelegt wurde, dass Sophies Erben die künftigen Könige von England sein sollten. Sie verstarb 1714 im Garten Herrenhausen, woraufhin ihr erster Sohn Georg König von England wurde.
Autoren: Maximilian Köhler, Niklas Rutke
Quellen
75 Jahre Niedersachsen – Das neue Rathaus von Hannover
„Das Neue Rathaus ist nicht nur Wahrzeichen, sondern auch eines der begehrtesten Fotomotive der Stadt.“ Dieses Zitat beschreibt das im Jahr 1913 erbaute Neue Rathaus bis heute perfekt.

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Das Alte Rathaus
Das Alte Rathaus steht seit dem Jahr 1410 im historischen Stadtkern neben der Marktkirche in Hannover. Aufgrund des Wachstums der Verwaltung, wurde das Alte Rathaus, trotz mehrfachen Umbaus, von Zeit zu Zeit zu klein. Es musste schnell ein neues und vor allem größeres Rathaus her. Im Jahr 1844 sollte das Alte Rathaus sogar abgerissen werden, jedoch konnte es durch Bürgerproteste gerettet werden und ist der Stadt Hannover bis heute erhalten geblieben.
Stil und Bau des neuen Rathauses
Der Bau des Neues Rathauses wurde durch den Architekten Hermann Eggert geleitet, welcher sich die Leitung dieser Aufgabe in einem vorherigen Wettbewerb erkämpfen musste. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht ein mächtiges Haus im Stil des Historismus zu bauen. Das Neue Rathaus sollte zwei Innenhöfe, eine mächtige Eingangshalle, Fest – und Sitzungssäle zur Südseite und hunderte kleine Amtsstuben beinhalten. Am 30. Juni 1903 trafen sich die Stadtoberen zur Grundsteinlegung des Neuen Rathauses. Eine große Entscheidung stand jedoch noch aus: Wird über der zentralen Halle des Neuen Rathauses eine Kuppel oder ein Turm erbaut? Nach langer Diskussion und Entscheidungszeit wurde 1906 von Hermann Eggert entschieden, mit dem Bau einer Kuppel zu beginnen. Allein der Bau dieser prächtigen Kuppel dauerte 2 Jahre. Aufgrund eines Streites über den Innenausbau des Neues Rathauses wurde der Bauvertrag mit Hermann Eggert aufgelöst und 1906 die restliche Gestaltung des Rathauses von dem Architekten und Maler Gustav Halmhuber übernommen. Am 20. Juni 1913 wurde das Neue Rathaus, welches eine Nutzfläche von 8.700 Quadratmetern hat, von Kaiser Wilhelm II feierlich eingeweiht. Der erste Architekt Hermann Eggert war an diesem Tag selbst nicht dabei. Insgesamt betrug der Bau des Neuen Rathauses Kosten von 10 Millionen Mark.
Bombenangriff auf Hannover
Am 26. Juni 1943 wurde die Stadt Hannover durch einen schweren Luftangriff von amerikanischen Bombern getroffen. Es kam zu einer erheblichen Beschädigung des Opernhauses, der Marktkirche und des Leineschlosses. Die Beschädigung am Rathaus hielt sich zum Glück in Grenzen. Am 09. Oktober 1943 kam es zu einem erneuten Luftangriff, welcher der verheerendste Bombenangriff auf die Stadt Hannover war (mehr als 250.000 Bomben gingen auf die Stadt nieder). Eine der Bomben durchschlug die gewaltige Rathauskuppel und setzte das Innere des Rathauses in Brand. Zum Glück konnten die Helfer das Feuer rasch eindämmen. Das Rathaus war zwar getroffen und beschädigt worden, dennoch stand es. Die Kriegsschäden an der Rathaus-Südseite und an der Kuppel wurden noch bereits in den ersten Nachkriegsjahren beseitigt.
Das Neue Rathaus heute
Heute ist das Neue Rathaus eines der Wahrzeichen von Hannover und ein offenes Haus mit großer Empfangshalle. Über der Kuppel befinden sich mehrere Aussichtsplattformen, auf die man hinaufsteigen kann. Zudem ist das Rathaus der Sitz des Oberbürgermeisters und es befinden sich verschiedene Ausstellungen und das Bürgerbüro darin. Außerdem tagen dort die politischen Gremien und es ist Empfangsort für offizielle Gäste der Stadt.
Autorin: Mathilde Kressmann
Quellen:
75 Jahre Niedersachsen – Der Maschsee in Hannover
Der Maschsee in Hannover ist ein in der Zeit vom 21. März 1934 bis 21. Mai 1936 künstlich angelegter 2,4km langer und 180m bis 530m breiter See südlich des Stadtzentrums von Hannover.

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Die Geschichte des Maschsees
Das Anlegen des Sees wurde bereits im späten 19. Jahrhundert erwogen. Dies bot sich im Zusammenhang mit der Eindeichung von Leine und Ihme an, denn besagte Flüsse führten nach der Schneeschmelze im Harz regelmäßig zu Überschwemmungen in der Stadt. Auch damals ermöglichten die überfluteten Bereiche bereits eine Freizeitnutzung für die Menschen, im Winter zum Beispiel als Eisbahn. Entscheidend war am Ende jedoch die Reduzierung der Hochwassergefahr.
Gebaut von Zwangsarbeitern
In den 30er Jahren, zu Zeiten des Nationalsozialismus und der Weltwirtschaftskriese, nutzte die NSDAP (Zwangs-) Arbeiter aus, um das geplante Seeprojekt nahe der Innenstadt von Hannover, welches vorher nicht finanzierbar war, zu realisieren. Die Arbeiter mussten unter schlechten und prekären Bedingungen und zu einem Lohn, welcher kaum höher war als das damalige Arbeitslosengeld und unter Einsatz ihres eigenen Werkzeugs den See ausheben.
Anfänglich waren es rund 100, später bis zu 1650 Menschen, die über 780.000m3 Boden für das Seebecken aushoben. Die NSDAP nutze das Projekt für Propagandazwecke und die große Menge an Arbeitern, um die damaligen Arbeitslosenzahlen zu verringern.
1936 wurde das Projekt beendet und am 21. Mai 1936, am Himmelfahrtstag, feierlich eingeweiht. Hunderttausende Hannoveraner und Gäste verfolgten rund um den See das bunte, von Millitärpropaganda gespickte Programm.
Während des zweiten Weltkriegs schlugen, trotz vergeblicher Versuche der Nazis den See durch Planen zu verbergen, über 100 Bomben im Maschsee ein und die damalige Maschseeflotte wurde komplett zerstört. Drei Jahre nach Kriegsende nahm die Üstra den Betrieb im Sommer wieder auf.
Der Maschsee heute
Heute wird der See als stadtnahes Naherholungsgebiet, sowohl von Wassertsportlern wie Ruderern und Seglern, als auch von Joggern, Fahrradfahrern, Skatern und Spaziergängern genutzt.
Auch findet auf dem Maschsee regelmäßig das sogenannte Drachenbootrennen statt, welches von vielen Hannoveraner:innen gerne besucht wird. Am alljährlichen, traditionellen Maschseelauf nehmen mehrere tausend Starter aus hannoverschen Schulen und Sportvereinen teil.
Des weiteren ist es heute möglich ein Segel- oder Tretboot zu leihen, um den See auch vom Wasser aus zu erkunden. Im Winter gibt die Stadt Hannover durch Hissen der städtischen Fahne am Nordufer den See zum offiziellen Betreten und Schlittschuhfahren frei, ab 20cm Eisdecke ist es auch Gastronomen erlaubt, kleine Büdchen aufzustellen, um die Besucher mit Snacks und Getränken zu versorgen.
Das jährlich stattfindende Maschseefest, welches Besuchern eine breite Auswahl an Essen, Trinken und Kulturprogramm anbietet, ist in der heutigen Zeit eins der vielen Veranstaltungshighlights in Hannover.
Autoren: Mavie Böttger, Lukas Perkovic- Thon
Quellen:
75 Jahre Niedersachsen – Die Hannoversche Kioskkultur
Auch Hannoveres Kioskkultur hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Sehenswürdigkeit entwickelt. Normalerweise ist ein Kiosk keine besondere Sehenswürdigkeit, wenn eine Stadt aber über 340 Kioske hat, sieht die Sache schon anders aus.
Auch Hannoveres Kioskkultur hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Sehenswürdigkeit entwickelt. Normalerweise ist ein Kiosk keine besondere Sehenswürdigkeit, wenn eine Stadt aber über 340 Kioske hat, sieht die Sache schon anders aus.

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Schon seit Jahren dienen die kleinen Verkaufsbuden als wichtigster Treffpunkt für Menschen aller sozialen Schichten.
Die Entstehung
Der Kiosk entstand als Trinkhalle und hat seine kulturellen Wurzeln daher insbesondere in den Arbeiterstadtteilen. Nach Schichtende diente er den Menschen aus der Arbeiterklasse als sozialer Treffpunkt, wo man sich zum Feierabendbier verabredete.
Hannover an der Spitze
In den Stadtbezirken Linden-Limmer, Mitte, Vahrenwald-List und Südstadt-Bult gibt es insgesamt 341 Kioske.
Diese Überhäufung an Kleinläden entstand als Nebeneffekt der Industrialisierung. In Linden-Limmer herrscht, gemessen an der Fläche, mit neun Kiosken pro Quadratkilometer die höchste Kioskdichte Deutschlands. Man spricht sogar von der höchsten Kioskdichte weltweit. Auch gemessen an der Einwohnerzahl ist Hannover mit einem Kiosk pro 580 Einwohnern weltweit auf Platz 1. Hannovers Studenten etablierten außerdem den Begriff „Limmern“, der dafür steht, von Kiosk zu Kiosk zu ziehen und sich überall ein Bier zu genehmigen.
Das Social Kiosk Programm
Vor einigen Jahren rief der Fußballverein Hannover 96 gemeinsam mit dem Caritasverband Hannover e.V. und einigen Kioskbetreibern das soziale Programm „Social Kiosk“ ins Leben. Hierbei ist es möglich sich im Vorbeigehen zu engagieren und sich an den sozialen Projekten zu beteiligen. Beispielsweise werden jedes Jahr zu Schulbeginn Schulmaterialien für wirtschaftlich benachteiligte Kinder gesammelt.
Weitere Informationen zu allen teilnehmenden Läden finden Sie hier
Autor: Nazim Polat
Quellen:
Informationsdienst Wissenschaft
Website Hannover
Neue Presse
Taz

Maximilian Köhler
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